Soultzer Haube

Soultzer Haube – von der Farben- zur Formentaube
Die Soultzer Haube, mittlerweile eine robuste Formentaube wurde im Elsass, insbesondere im Örtchen Soultz aus Pfaffentauben, Hessischen Kröpfern und wohl auch noch anderen Rassen erzüchtet. Der Französische Standard geht von einer Erzüchtungszeit um 1800 aus. In Deutschland waren dann 1930 auf einer Verbandstaubenschau in Dresden auch Soultzer Hauben zu sehen.
Hauptzuchtgebiete lagen um Dorsten und im Süddeutschen um Stuttgart. Bekannte Züchter waren in Westdeutschland Heinz H. Kaupschäfer, von ihm kamen viele Fachartikel in Fachzeitschriften sowie Karl Bohler, 2. Vorsitzender des VDT und Josef Lechler und Bernhard Reuter. In Frankreich wurde der Typ durch verschiedene Einkreuzungen von Mondain, Sottobanca, Montauban, Strasser, Wirtschaftstauben und Fränkischen Trommeltauben verändert. Vornehmlich wurde zuerst Wert auf ein farblich zartes silbergrau ohne andere Farbtöne gelegt. Daher erfolgte auch zuerst die Eingruppierung unter den Farbentauben. In Zurths „Die Welt der Tauben“, 2.Auflage, werden sie dort noch unter Farbentauben geführt. Da die Soultzer Haube aber formlich für diese Gruppe zu gross war, erfolgte dann die Umgruppierung in die Formentauben. Dies bedeutete aber auch, dass die Taube körperlich in Deutschland zulegen mußte. In Frankreich wurden in den 60iger Jahren schon kräftigere Tiere gezeigt. Diese zeigten aber oftmals keine Rosetten und einen fehlerhaften Querscheitel. So mühte man sich auf beiden Seiten um Verbesserung der Rassemerkmale. Die Form ist jetzt das Hauptrassemerkmal neben der Haubenbildung. Verlangt wird eine kräftige, robuste Taube mit leicht aufgerichteter Haltung und einer gut ausgebildeten Rundhaube. Der französische Standard spricht von einer Körperlänge von ca. 42cm. Sicherlich werden wir nicht mit dem Zollstock unsere Tauben bei der Bewertung abmessen. Aber es dient als Anhaltspunkt für die Körpergröße. Derzeit haben wir hüben und drüben unterschiedliche Körperlängen, sodass dann doch eine Richtschnur vorhanden ist. Die Harmonie und die Proportion muss stimmen. Die Haube ist das weitere Hauptrassemerkmal. Sie soll straff, breit und gut gefüllt sowie hoch angesetzt sein. Beidseitig müssen Rosetten vorhanden sein. Diese verlaufen in Augenhöhe. Die Haube bildet eine leichte Mähne ohne Kimme. Eine orangerote bis rote Augenfarbe wird verlangt. Zeitweise hatten wir doch einige Tiere mit schlechter Augenfarbe auf den Ausstellungen gesehen. Erfreulicherweise hat sich dies durchaus gebessert und es gibt hier kaum noch Probleme. Diskrepanzen zwischen Deutschland und Frankreich ergeben sich in der Schnabelfarbe der rotfahlen. Bei uns soll dieser hornfarbig sein, in Frankreich dunkelhornfarbig. Nun spielt die Schnabelfarbe bei der Bewertung eine untergeordnete Rolle, jedoch sollte dieser Punkt noch exakt geklärt werden. Auf einen mittellangen Hals sollte geachtet werden ebenso auf eine breite, gut gerundete und leicht angehobene Brustpartie. Die Flügel sollen den Rücken gut abdecken und sich nicht kreuzen. Auf einen gut geschlossenen Schwanz muß geachtet werden. Der französische Standard gibt als Anhaltspunkt an, dass die Flügelenden 2 cm vor dem Schwanzende abschliessen sollen. Unsere alten, erfahrenen Preisrichter gingen immer von einer Daumenbreite aus. Nun hat der Schmied eine andere Daumenbreite als der Beamte. Also muß auch hier die Harmonie des Tieres abgewägt werden. Mittelhoher Stand und ein straffes Gefieder beenden die Rassemerkmale.
Anerkannt sind blaue mit und ohne Binden, blaugehämmerte, rot- und gelbfahle sowie rotfahl- und gelbfahlgehämmerte und weiße. Da in Frankreich nach wie vor die Pastellfarbe eine große Rolle spielt, weigerte man sich, dort den weißen Farbenschlag anzuerkennen, ihn gibt es somit nur in Deutschland. Bei den blauen verlangen wir ein helles blau ohne Schattierungen wobei die Täubinnen etwas dunkler sind. Ein Grünschiller im Halsgefieder muss vorhanden sein, während rote Einlagerungen in der Brustpartie fehlerhaft sind. Die Rückenfarbe sollte hell oder weiß sein. Schwingen und Schwanzbinde schwärzlich. Die gehämmerten sollten eine gleichmäßige Hämmerung aufweisen wobei dunkelgehämmerte nicht anerkannt sind. Helle Tiere sind in der Bewertung deshalb vorzuziehen. Die rotfahlen weisen eine weinrote Hals-, Brust- und Bindenfarbe auf, die gelbfahlen hier eine warmgelbe Pastellfarbe. Die Flügelschilder sollten rein und nicht wolkig sein.
Ein schwacher Körper ist natürlich ein grober Fehler, ebenso eine zu flache Stirn. Weitere grobe Fehler sind eine lückenhafte, lockere, aufliegende oder zu tief sitzende Haube, fehlende Rosetten, Kimmenbildung, fehlende Rückendeckung, wolkige Farbe, weiße Bauchfarbe sowie Bindenmängel.
In der Bewertungsreihenfolge rangiert natürlich die Körperform an erster Stelle gefolgt von Haube und Rosetten, Stirn, Körperhaltung, Auge und Farbe.
Eigentlich ist die Soultzer Haube in der Aufzucht problemlos wenn man auf die Anforderungen von Formentauben achtet. Eine bestimmte Schlag- und Nistzellengröße muss vorhanden sein. Über den Winter sollten dann die Tauben nach der Ausstellungssaison abspecken um eine gute Befruchtung zu gewährleisten. Die Fütterung wird jeder Züchter nach seinen Erfahrungen vornehmen. Sie sind gute Brüter und in der Aufzucht zuverlässig. Zur Ausstellungszeit kann dann selektiert werden. Soultzer Hauben mit schwacher Form, spitzem Kopf, tiefem Rosettensitz und schlechter Haube können dann aussortiert werden.
Zur Schauvorbereitung gehört dann natürlich das ordnungsgemäße putzen der Haube. Hier muss darauf geachtet werden, dass das Haubenfutter nicht zu stark geputzt wird, da sonst die Haube aufliegt. Auch auf standardgemäße Rosetten muss dann hingearbeitet werden. Sichtbares putzen ist nicht erlaubt. Die entsprechende Käfigdressur ist auch bei einer Formentaube unerläßlich. Nur so kann sich dann eine Taube auch vorteilhaft präsentieren. Sind Ausstellungshallen zu warm oder weisen sie zu große Temperaturunterscheide auf, neigen die Soultzer dann schon zu einem leichten Querscheitel. Hier ist das Fingerspitzengefühl des Preisrichters gefragt. Richtig gut präsentieren sich zwei- und mehrjährige Tiere. Denn erst in diesem Stadium erreicht die Soultzer Haube ihre vollständige Blüte.

Der Sonderverein wurde 1961 gegründet. Erster Vorsitzender war Josef Lechler aus Stuttgart. 1979 gründete dann Lechler eine Untergruppe Baden-Württemberg. Dadurch kam es 1981 zu Unstimmigkeiten im Sonderverein und Lechler trat aus. Danach folgten Walter Oppel, Ernst Rupp, Günther Escher, Gerhard Metze, Peter Schlinzig, Wilfried Philippi und Gerhard Scharrer. 1990 löste sich die SZG auf und viele Mitglieder aus der SZG traten dem SV bei. Dortiger Obmann war Helmut Günther. Viele Sonderschauen wurden in Ettlingen anläßlich der dortigen deutsch-französischen Taubenschau sowie in Gestungshausen in Oberfranken durchgeführt. Die Beschickungszahlen schwankten und schwanken auch heute noch zwischen 120 bis 150 Tiere. Die bekannten Preisrichter Karl Bohler und Arno Büchner sowie dann später Peter Schlinzig und Manfred Becker sowie Burkhard Itzerodt fungierten hier als Sonderrichter, dazu kam dann noch Helmut Günther. Leider mußte die für 2020 geplante gemeinsame Hauptsonderschau mit den französischen Zuchtfreunden in Wiernsheim coronabedingt abgesagt werden. Unser Mitglied Rudi Kazenmeier hatte hier schon eine enorme Vorarbeit geleistet. Vielleicht klappt es 2021. 1999 wurde in Ulm anläßlich der Nationalen die goldene Taube auf Soultzer Hauben vergeben., Erringer war Bernd Eckstein, der heute leider keine Soultzer mehr züchtet. Im Jahr 2012 wurde dann der goldene Siegerring auf Soultzer vergeben. Marco Schneider ging als eindeutiger Sieger aus diesem Wettbewerb hervor. Karl Heinz Stahl erzüchtete die rotfahlen und gelbfahlen einschl. der gehämmerten Variante. Helmut Günther war dann der Urheber der weißen. Leider ging die Mitgliederzahl im SV stetig zurück. Todesfälle und Austritte dezimierten die Züchterzahl auf jetzt rd. 50. Dementsprechend ging natürlich auch die Tierzahl auf den Ausstellungen zurück. Wir hoffen, dass die Zukunft wieder mehr Idealisten zu dieser schönen Rasse bringt. Infos gibt der jetzige SV-Vorsitzende Gerhard Scharrer, Kirchenweg 16a, 91338 Igensdorf, Tel. 09126/2893738 gerne weiter.
B. Itzerodt, Zuchtwart

Aussteller Christian Schmitt, Igensdorf, HSS Gestungshausen


Aussteller Herbert Dresslein, Münchsteinach
Alle Fotos : HSS Gestungshausen 2019
Aussteller Tamara Schmitt, Igensbach